Liebe Musikfreunde,
der Dialog ist die vornehmste Art der Kommunikation: Ein aus Rede und Gegenrede bestehendes Gespräch mit dem Ziel, Gedanken auszutauschen und weiter zu entwickeln. Wenn wir 2025 zum fünften Mal unser kleines aber feines Bach-Fest in Köln veranstalten, wollen wir diesmal einen Blick darauf werfen, wie Johann Sebastian Bach das Dialogisieren in den von ihm verwendeten musikalischen Formen um gesetzt hat.
Einen besonderen Schwerpunkt gestaltet in diesem Jahr der Organist und Hochschulprofessor Christoph Bossert, ein ausgewiesener Experte für Orgeln und Orgelmusik gleichermaßen. Als Musikwissenschaftler und Bachforscher hat Bossert sich insbesondere mit der Analyse der großen Instrumentalzyklen Bachs und deren Zusammenhängen mit der sogenannten Zahlensymbolik einen Namen gemacht und sich so für manche geradezu zu einem ‚enfant terrible’ der Bachforschung ent wickelt. Grund genug für mich, diesen hochinteressanten Theorien Raum zu geben.
Am ersten Abend unseres Wochenendes interpretiert und erläutert Bossert eine unkonventionelle Auswahl von Bachwerken. Im Mittelpunkt seines Vortrags am folgenden Tag steht das berühmte Bachbildnis von Johann Elias Hausmann mit seinem ‚Rätsel-Kanon’. In seiner Chormusik griff Bach auch auf Techniken zurück, die schon einige Generationen vor ihm entwickelt worden waren. Man experimentierte mit abwechselndem Musizieren der Gruppen und wagte es bald, die ‚Rede und Gegenrede’ auch ineinander zu verschränken. Bachs Motetten sind ein unschätzbares Vermächtnis, das Bossert kunstvoll mit ausgesuchten Orgelwerken verbindet. Und noch in einem weiteren Genre findet sich bei Bach das Stilmittel des dialogischen Austauschs – fast ein bisschen versteckt – im umfangreichen Werk seiner Kirchenkantaten in den ‚Dialog-Kantaten’.
Wir freuen uns sehr, dass es uns erneut gelungen ist, mit ‚Maul&Schrammek’, den populären Podcast des MDR live ins Konzert zu holen. Der Intendant des Leipziger Bachfestes und der Berliner Musikjournalist werden darüber streiten, wie Bach das Dialogisieren in seinen Dialog-Kantaten anstellt. Sie dürfen gespannt sein!
Ihr
Christoph Spering, künstlerischer Leiter