Liebe Musikfreunde,
zum 300. Mal jährt sich 2024 nicht nur die Uraufführung von Bachs Johannes-
Passion, die daher aktuell vielerorts präsentiert wird. 1724 war auch das Jahr, in dem Bach erstmals ein ungeheuer ehrgeiziges Projekt startete, nämlich zu jedem Sonn- und Festtag des Jahres eine Kirchenkantate zu komponieren. Nach meiner Gesamteinspielung dieses sogenannten Choralkantatenjahrgangs und der Vorstellung einer kleinen Auswahl davon im zurückliegenden Romanischen Sommer, möchte ich mich im Programm von BACH24 einem kleinen Zyklus von Kantaten zuwenden, mit dem Bach diesen Jahrgang abschloss, und den er auf Texte der Leipziger Dichterin Christiana Mariana von Ziegler komponierte. Für uns ist es heute zum Glück eine Selbstverständlichkeit, dass Frauen sich künstlerisch betätigen. Zur Zeit Bachs war dies eine Besonderheit, die in der Gesellschaft auf für uns bizarr anmutende Weise kontrovers diskutiert wurde. Allein schon deshalb lohnt es sich, hier einen besonderen Blickwinkel zu öffnen.
2024 ist auch in anderer Hinsicht ein Gedenk- und Jubiläumsjahr. Vor genau 100 Jahren starb Ferruccio Busoni, der die erste Gesamtausgabe von Bachs Klavierwerk betreute. Anton Bruckner feiert seinen 200. Geburtstag, Arnold Schönberg und dessen heute kaum mehr bekannter österreichischer Kollege Franz Schmidt ihren 150. Für mich eine Gelegenheit, ein paar weitere Perspektiven zu öffnen. Johann Sebastian Bach hat als Organist und Komponist mit seinem Schaffen auf seine und nachfolgende Generationen große Wirkungen ausgeübt. Unter diesem Eindruck basiert eine Vielzahl auch viel später entstandener Musik auf barocken, nicht zuletzt Bach’schen kompositorischen Prinzipen und Traditionen. Ich lade Sie ein zu erleben, wie wir in diesem Sinne auch bei den genannten Jubilaren fündig werden.
Ihr
Christoph Spering, künstlerischer Leiter